5. Juni: Ja zum Partnerschaftsgesetz! Freitag, 22. April 2005, 15:56:27
Was geht mich das an? Ich bin weder schwul noch lesbisch, und verheiratet bin ich auch. Das Gesetz betrifft mich also nicht im Geringsten. Wenn, ja wenn da nicht mein Bekanntenkreis wäre. Da sind nämlich durchaus einige Leute betroffen, die seit Jahren in stabilen Beziehungen leben und ohnehin schon genug diskriminiert werden. Das Gesetz wird diese Diskriminierung zwar nicht vollständig eliminieren, aber es ist ein Schritt in der richtigen Richtung. Deshalb hier ein paar Gedanken und Links zum Thema.
Der Bundesrat ist dafür und legt dar, weshalb. Da könnte man schon fast patriotische Gefühle aufkommen lassen :-).
Negativ: Leider grauenhaftes Design. Die Farben tun weh - orange, rosa, beige? Das könnte sogar ich besser! Statt dass sie die wichtigen Informationen auf die Frontseite packen, verstecken sie die hinter "weiter...". Aber jetzt zum Positiven:
- Das Unterstützungskomitee ist umfangreich und vielfältig, es geht quer durch alle Parteien - sogar die SVP ist vertreten.
- Die Argumente sind gut aufbereitet, unaufgeregt und sachlich. Natürlich fehlen auch hier nicht einige argumentatorische Fehlgriffe: "Es geht um die Liebe" ist wohl das leerste Argument, das man sich ausdenken kann. Die Liebe ist natürlich in einer Beziehung zentral, das versteht sich von selbst. Aber in einem Gesetz geht es eben gerade nicht um Liebe, sondern um die daraus entstehende Partnerschaft, Verantwortung, gegenseitige Rechte und Pflichten.
Ansonsten kann ich die Argumente nachvollziehen. Ich wusste zwar vorher schon, dass ich JA stimme, aber auf der Site hat's durchaus ein paar interessante Gedanken drauf.
Jetzt zur Gegenseite: Nein zum Partnerschaftsgesetz. Zunächst geht es im Argumentarium recht moderat zu und her. Bei den ersten Argumenten könnte man zum Schluss kommen, das Referendumskomitee denke gar an das Wohl der gleichgeschlechtlichen Partner:
- # Das Partnerschaftsgesetz ist nicht nötig zur
gesellschaftlichen Akzeptanz gleichgeschlechtlich empfindender Menschen
und ihrer Lebensweisen!
Schön, Homos werden also von der EDU und der SVP voll anerkannt! Endlich! - # Es ist nicht Aufgabe des Staates, Gefühle gesetzlich zu
reglementieren!
Da stimme ich sogar zu, siehe weiter oben. Aber es geht eben nicht um Gefühle, sondern um Verantwortung, Rechte und Pflichten. Und die müssen sehr wohl vom Gesetz definiert werden, sonst hat man diese Rechte nämlich nicht.
Aber dann geht's so richtig zur Sache:
- # Das Partnerschaftsgesetz führt zur Einschränkung der Meinungsäusserungsfreiheit,
da es ein verkapptes Antidiskriminierungsgesetz darstellt!
Das ist ideologische Verdrehung, weiter nichts. Ausserdem ist Diskriminierung ohnehin verboten. Das steht so in unserer Verfassung: "Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich." - # Mit dem Partnerschaftsgesetz werden neue, echte Diskriminierungen
geschaffen!
Auch das völlige Verdrehung. Die bestehenden Rechte anderer Gruppen werden überhaupt nicht angetastet. Aber wenn's euch so bedrückt, dann tut endlich etwas für Konkubinatspaare! Bisher sind SVP und EDU bekanntlich vor allem Verhinderer, wenn es um die Rechte im Konkubinat geht. - # Das Partnerschaftsgesetz hat eine falsche Signalwirkung auf
unsere Jugend!
Das ist so bescheuert, da muss ich jetzt zitieren:
"Es darf nicht sein, dass die homosexuelle Lebensweise jungen Menschen als unveränderliches Schicksal dargestellt wird. Gerade in der Jugend hat Veränderung der sexuellen Orientierung am meisten Chancen."
Hier zeigt sich endlich das wahre Gesicht der Gegner! Eigentlich haben sie Angst vor Homos, sie finden sowas unnatürlich und pervers, und möchten alle Homos umdrehen. Die weiter oben behauptete Akzeptanz existiert also gar nicht.
Diese Argumentation kommt natürlich aus der Küche der EDU, die bekanntlich einen direkten Draht zu Gott hat und ganz genau weiss, was der will:
"Es geht in diesem Gesetz um viel mehr als nur um "christliche Werte": Es geht um falsche Toleranz und Anbiederung, um die Anerkennung von sexuellen Neigungen, die die Bibel klar verurteilt." - # Ein homosexueller Lebensstil beinhaltet hohe Gesundheitsrisiken!
Nö. Es ist nicht der Lebensstil, es sind ganz einfach Dummheit und Verantwortungslosigkeit. Und die haben Homos nun wirklich nicht für sich gepachtet:
"Männer gingen doppelt so häufig neue sexuelle Kontakte ein als Frauen. Frauen hatten aber häufiger ungeschützten Geschlechtsverkehr. Singles und junge Menschen hatten zwar häufiger flüchtige Sexualkontakte, verheiratete und ältere Personen verhielten sich jedoch laut Studie risikoreicher."
Im Nein-Komitee vereinen sich also völlig absurde Familien-Ideale, Rücksichtslosigkeit, Homo-Ängste und falsch verstandene Christlichkeit zu einem intoleranten und unmenschlichen Weltbild, in dem alles was nicht "normal" bumst pervers ist und auf den Scheiterhaufen gehört. Sorry Leute, das überzeugt mich nicht. Ich stimme immer noch JA.