Linus' Quilt


Lieber Linus

Am 7.9.2003 nahm ich zum ersten Mal auf Deiner Hompage mit Dir Kontakt auf wegen Deines Quilts: Soeben habe ich das letzte Stück Stoff für Dein Quilt nach dem Waschen und Trocknen gebügelt. Jetzt geht es mit Volldampf ans Nähen, denn schliesslich möchtest Du das Quilt sicher haben, wenn es kühler wird. Bis bald, Omi.

Seither ist einige Zeit vergangen, und es ist kälter geworden. Es hat nicht so recht geklappt mit dem Quiltnähen. Der heisse Sommer hat mir sehr zugesetzt, und ich war recht viel krank. Aber gegen Ende des Jahres wurde Dein Quilt dann doch fertig. Ich hoffe eigentlich, dass Du schon viel Freude daran gehabt hast.

Inzwischen habe ich beschlossen, das Werden Deines Quilts zu dokumentieren, eventuell in loser Folge auf Deiner Homepage, und jedenfalls in geschlossener Form als booklet für später. Ich hoffe nämlich, dass dieses Quilt ein Erfolg wird, und da kann es schon einmal vorkommen, dass ein Baby - Quilt buchstäblich zu Tode geliebt wird. Vielleicht bist Du dann später einmal beim Betrachten von Deinen Babybildern mit Quilt auch an der Entstehungsgeschichte interessiert. Vielleicht überlebt das Quilt ja auch Deine Kindheit, und Du möchtest es später einmal weiterschenken. Die neuen Besitzer sind dann vielleicht an dem Werdegang ihres 'neuen' Quilts interessiert.

Ein Quilt ist im Grunde eine Steppdecke aus drei Schichten: die oberste Stoffschicht ist bei Deinem Quilt appliziert; dann gehört dazu eine Rückseite und zwischen diesen beiden Stofflagen ist eine warme Schicht, bei Deinem Quilt aus Baumwolle. Diese drei Schichten werden aufeinander genäht, eben gequiltet. Das Quilten kann man noch dekorativ oder künstlerisch gestalten, es hat dann ausser den reinen Funktion auch noch einen dekorativen Wert.

Ein Quilt ist aber noch viel mehr als eine Steppdecke: es gehen viele Überlegungen, viel Liebe und Arbeit da hinein. Beim Nähen eines Quilts nehme ich in Gedanken mit dem geplanten Eigentümer, mit Dir also, Kontakt auf; vielleicht bleibt ja diese Kontaktaufnahme ein Teil des Quilts. Vielleicht spürst Du, in Dein Quilt gekuschelt, einige meiner Gedanken und die Liebe, die darin stecken.

Das Foto zeigt alle Stoffe für Dein Quilt. Sie wurden von einer Künstlerin namens Kimiko entworfen. Auch das Design des Quilts stammt von Kimiko; sie hat es 'Kids in the Window' genannt, ich taufe es um: 'Dschungel- und andere Kinder für Linus', so heisst Dein Quilt. Der Stoff, der unten quer liegt, sollte eigentlich dann die Rückseite abgeben, aber da habe ich meine Pläne geändert.

Mir gefallen die heiteren Farben. Magst Du sie auch? Ich finde auch die Verwendung der Stoffe so amüsant, z.B. das Nilpferd mit dem Maserngesicht ist doch einfach hinreissend. Man könnte natürlich sagen: kitsch as kitsch can. Na und? So lange es uns nur gefällt!

Ich habe das Quilt als Paket gekauft mit allen Stoffen und Schnittmustern für die Applikationen. Als ich mich erstmals ernsthaft ans Zuschneiden machte, stellte ich fest, wie klein das Quilt werden würde. Alan hat all die Muster nachgezeichnet, so dass ich sie mit dem Kopierapparat vergrössern konnte (150 %). Beim Nachzeichnen stellte Alan fest, dass zum Beispiel der Elefant keinen Kopf hatte. Da hat Alan kurzerhand einen Kopf entworfen. Ohne ihn wäre ich da völlig aufgeschmissen gewesen. Ich kann nicht einmal eine gerade Linie zeichnen, und schon gar keinen Elefantenkopf. Zum Glück gab es wirklich reichlich Stoff in dem Paket, so dass er auch für das grössere Quilt ausreichte. Ausnahme war der Stoff für die Rückseite, deshalb habe ich da einen anderen Stoff gekauft. Ganz zuletzt habe ich dann aber beschlossen, diesen nicht zu verwenden und lieber auch die Rückseite aus all den übrig gebliebenen Stoffen zu piecen. Sieht doch lustig aus, nicht wahr?

Das Quilt besteht aus abwechselnd einem Quadrat aus dem bunten Dschungeldruck und einem Quadrat mit applizierten Tierkindern. Um diese Quadrate herum ist dann jeweils ein Rahmen, so dass jeweils Fenster entstehen. Die Fenster sind alle verschieden, entweder weil die applizierten Tiere verschieden sind oder aber weil die Dschungelquadrate an verschiedenen Stellen aus dem Druck ausgeschnitten wurden. Auf den Fotos siehst Du ein einfaches Stoffquadrat im Rahmen und ein Fenster mit applizierten Pinguinen.


Das Applizieren war noch so ein Problem. Ich wollte gerne saubere Kanten ohne Fransen haben, und die Kanten sollten so dicht umstochen sein, dass kleine neugierige Bubenhände sich nicht irgendwo hineinbohren und Stoffschichten abpuhlen können. Schliesslich habe ich jedes Stück Stoff, das appliziert werden sollte, mit einem auswaschbaren Stabilisator-Material gedoppelt, es dann gewendet und dann mit dichten Zickzack-Stichen aufgenäht. Das Ergebnis ist recht befriedigend, findest Du nicht?

Um die abwechselnd zusammengenähten Quadrate herum habe ich dann noch einen dunkelroten und einen karierten Rahmen genäht.

Allerdings, als es dann ans Quilten ging, habe ich meine Applikationsmethode verflucht. Ich habe die Umrisse der Applikationen meistens innen und aussen gequiltet. Dabei musste ich nicht nur durch bis zu 4 Stofflagen und Wattierung stechen, hinzu kam noch der recht feste Stabilisator. Ich habe viele, viele Nadeln dabei so verbogen, dass sie nicht mehr brauchbar waren. Die Dschungelstoffquadrate habe ich entsprechend dem Druck gequiltet. Dabei habe ich ein Quiltgarn verwendet, dass die Farbe wechselt, z.B. von dunkelgrün über hellgrün und helllila nach dunkellila. Daran habe ich viel Spass gehabt. Und schliesslich war auch das Quilten geschafft, trotz aller Schwierigkeiten. Und ich habe noch um den Rand herum etwas gequiltet; ob Du das wohl lesen kannst? Das ganze habe ich schliesslich mit einem schräg geschnittenen Streifenstoff sauber eingefasst. Es sah dann so aus wie auf dem Bild.

Als letztes kam dann, wie es sich gehört, ein Quilt-Label. Alan hat mich nicht nur mit seinem Einsatz beim Vorbereiten der Applikationen gerettet, er hat mich auch während meiner Näharbeiten mit unendlich vielen Tassen Tee bei Laune gehalten. Daher gehört er auch auf das Quiltlabel. Ohne ihn hätte ich das ganze -wenn überhaupt- gewiss nur unter grösseren Verlusten geschafft.

Ja Linus, das war es, was ich Dir gerne zu Deinem Quilt erzählen wollte. Die Amerikaner, die sich nicht vor Sentimentalität fürchten, sagen: who sleeps under a quilt is warmed by love. Wie gesagt, für einen nüchternen Mitteleuropäer etwas zu süsslich-sentimental. Aber ein hübscher Gedanke ist es doch. Deine Omi Sabine.


Quilt 1: Vorschau
Quilt 1
Quilt 2: Vorschau
Quilt 2
Quilt 3: Vorschau
Quilt 3

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