Matthias: blog
Das Logfile über mein Leben im Netz.

Ein langer Tag Mittwoch, 24. Mai 2006, 02:28:33

06:00 Tim wacht auf. Ich bin noch hundemüde, weil ich gestern wieder einmal fast bis Mitternacht rumgebloggt habe. Aber er wacht auf, weil er Noa schreien hört, also wache auch ich auf. Frühstück: Für ihn ein Birchermüesli, für mich ein Kaffee.

07:00 Tim und Noa sind gefüttert, Noa sogar angezogen; Tim noch im Pijama. Ich checke meine E-Mails und schaue auf blog.ch nach dem Rechten. Dann bereite ich den Beitrag über blog.ch ist verkauft vor, ziehe Tim an, sage Jan tschüss der in die Schule geht, räume den Tisch ab, verhindere erste Katastrophen (warum ist Noa so fasziniert vom offenen Geschirrspüler?).

08:00 Jan ist in der Schule. Ich ziehe Tim an, während Noa -logisch- im Badezimmer das Toilettenpapier abrollt. Mit Noa im Tuch und Tim im Kinderwagen geht's in die Krippe; Tim verabschiedet sich und hüpft der Kleinkindererzieherin auf den Arm. Noa und ich machen uns auf den Weg nach Hause, gehen noch schnell beim Coop vorbei (auch heute zwei Mal).

09:00 Einkäufe aufräumen, Wäsche abhängen, schreienden Noa mit Apfelmus füttern, Flasche geben. Kurz Mails abchecken. Setze mich mit dem wieder schreienden Noa in den Schaukelstuhl, wir schaukeln bis er einschläft. Schlafe selber kurz ein. Wache auf, lege Noa ins Bett, gehe an den Computer und maile mit Giuseppe noch die letzten Details für die Medienmitteilung.

10:00 Noa pennt immer noch. Erstaunlich. Ich mache etwas Haushalt, blogge herum, weitere Details (warum gibt's bei solchen Sachen immer so viele Details?), bereite die Mails an die anderen Interessenten vor.

11:00 Noa wacht auf und krabbelt durch die Wohnung. Wir kochen Mittagessen (Hamburger für uns, Kartoffelbrei für ihn), wechsle Windeln, rolle das Klopapier wieder auf, räume ein bisschen Kinderspielsachen weg (who am I kidding? am Abend ist alles wieder überall verteilt), stelle das Verkaufs-Posting schon mal in den Blog, natürlich noch nicht öffentlich. Füttere Noa mit Kartoffelbrei - die Mengen, die der Kleine verspeist, sind einfach riesig.

12:00 Die zwei Grossen kommen nach Hause, Annette auch. Noa ist rundum satt, aber gestillt werden will er natürlich trotzdem. Dann gibt's Zmittag, während Noa am Boden nach verlorengegangenen Reiswaffelstückchen fahndet. Das Zeug schmeckt ihm erst richtig, wenn's eine Weile herumgelegen hat.

13:00 Ist der Beitrag publiziert? Ja. Zunächst passiert gar nichts - da haben wir wohl alle in der wohlverdienten Mittagspause überrascht. Kaffee trinken, mit Noa spielen, Kids in die Schule verabschieden, Reaktionen anschauen: Gar nichts. Gehn wir halt Tim von der Kita abholen.

14:00 Mit Tim und Noa ab ins Coop, zum zweiten Mal heute. Wir kaufen immer im Coop hier im Quartier ein, die Verkäuferinnen kennen uns mit Namen, begrüssen die Kinder und fragen sie wie's so geht. Ich liebe dieses kleine Coop, auch wenn sie die supertollenextrasachen der grösseren Geschäfte vielleicht nicht haben.

Schaue die Reaktionen an. Tatsächlich, jetzt kommt was: Der erste Trackback eine Stunde nach der Publikation des Beitrags, der erste Kommentar folgt kurz darauf.

15:00 Tim und Noa spielen, wechselweise mit- und gegeneinander. Sitzen zusammen und quatschen irgend etwas, um sich kurz darauf das Lego um die Ohren zu schlagen. Ich klebe am Bildschirm und freue oder ärgere mich, je nachdem, was grad über mich geschrieben wird. Insgesamt ist es aber recht ruhig da draussen; die Leute wussten ja alle Bescheid über den Verkauf, es war nur noch die Frage, wer die Site kauft. Deshalb gibt es keine grossen Wellen.

16:00 Zvieri-Time. Tim mampft Guetzli, Noa mampft Reiswaffeln und Kartoffelbrei (er ist unersättlich). Ich trinke Kaffee und esse Guetzli. Die Grossen kommen von der Schule nach Hause, Zvieri auch für sie. Papi, darf ig a Kompi? Ja, du darfsch - schliesslich hab ich ja noch den Laptop.

17:00 Geschirr in Geschirrspüler (Noa wie immer voll dabei). Spielen, Windeln wechseln, Staubsaugen, Kommentare lesen und schreiben.

18:00 Gegen sechs Uhr abends haben die zwei Kleinen immer eine Krise, da muss Futter rein, sonst wird geschrien. Also Znacht für die Kleinen. Die Grossen sind draussen bzw. gametechnisch unabkömmlich. Die Kommentare sind spärlich. Die üblichen Heckenschützen legen zwar los, aber wie üblich liest die ohnehin niemand. Wie unspektakulär die Publikation des Verkaufs abläuft, nachdem es doch in den Wochen davor z.T. riesige Aufregung gab.

19:00 Znacht auch für die Grossen; die zum Zvieri gedachten aber vergessenen Cremeschnitten sind auch als Dessert noch lecker. Tim und Noa machen Radau wie immer, während ich wieder Mails und Kommentare checke. Heute bin ich abnormal viel am Computer, das ist ja grauenhaft.

20:00 Tim windeln, ins Pyjama stecken, dann ab ins Bett. Er ist hundemüde. Erzählt mir kurz noch vom Tag ("brabla öh blöm ah wha", wann lernt er endlich reden), und schläft dann ein.

21:00 Hoppla, es ist schon neun Uhr vorbei, das dauerte doch länger als gedacht. Wieder ärgern über Kommentare der komischen Sorte. Was denken sich die Leute eigentlich? Dass es meine verdammte Pflicht sei, mit blog.ch zahllose Besucher auf ihre Blogs zu schaufeln? Gratis und Franko und frei Haus, selbstverständlich? Mensch!

Aber ich atme einfach mal tief durch und schreibe gar nichts. Mit Elfriede Jelinek sage ich mir immer, man muss sich frei machen von Lob. Und Rickie Nelson meint, ich könne es ohnehin nie allen recht machen, also soll ich es mir selbst recht machen. Da halte ich mich dran und denke an Dan Gillmor, der beim Verkauf von Bayosphere schreibt: If you don't already have a thick skin, grow one.